„AUF DEM WEG SCHÄLT SICH ALLMÄHLICH DAS ZIEL HERAUS.“

StockWerk traf sich mit Heinz Wionski, Abteilungsleiter Bau- und Kunstdenkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege Hessen zu einem Gespräch über die Sanierung des Global Tower auf der Baustelle im Herzen des Financial District in Frankfurt.


Fotos:
Evelyn Dragan (Porträts)
Jean-Luc Valentin (Architektur)


GLOBAL TOWER

Das Hochhaus an der Neuen Mainzer Straße aus dem Jahr 1973 entwarf der Frankfurter Architekt Richard Heil, der 1968 als Sieger aus einem geladenen Wettbewerb unter sieben Büros hervorging. Bis 1997 nutzte die Commerzbank das Gebäude als Zentrale, bevor sie in den neuen Commerzbank Tower von Norman Foster umzog. Anschließend wurde das Haus an die EZB vermietet und 2016 nach deren Auszug an die GEG verkauft, die das Hochhaus als Global Tower neu am Frankfurter Büromarkt platziert.

HEINZ WIONSKI 

Abteilungsleiter Bau- und Kunstdenkmalpflege, Hessisches Landesamt für Denkmalpflege, Landeskonservator im LfDH, Autor diverser Fachpublikationen. Für den Global Tower entwickelte holger meyer architektur gemeinsam mit ihm und der Denkmalbehörde ein Sanierungskonzept für die Fassade, nachdem das Hochhaus 2016 unter Denkmalschutz gestellt wurde.


Der Global Tower steht seit vier Jahren unter Denkmalschutz. Was macht so ein Gebäude erhaltenswert, Herr Wionski? 

Heinz Wionski (HW): Wir sind schon seit längerer Zeit dabei, vorbildliche und damit schützenswerte Bauten, insbesondere Hochhäuser, aus den 1960er und 70er Jahren in Frankfurt zu identifizieren. Einige wichtige Hochhäuser aus den Nachkriegsjahren in Frankfurt stehen bereits unter Denkmalschutz. Wir haben begonnen, die Hochhausgeschichte in Frankfurt weiter zu fassen, und auch die Liste der Objekte erweitert. Der Global Tower war eines davon. 

Beim 1968 durchgeführten Wettbewerb ging der Entwurf des Frankfurter Architekten Richard Heil als eine Reminiszenz an die Architektur des International Style und der Arbeit des Architekten Mies van der Rohe als Sieger hervor. Eine gestalterische Lösung, die heute wieder sehr aktuell ist. Der Entwurf war zu seiner Zeit besonders, da er aufgrund der versetzt angeordneten Büroscheiben nicht mehr vier gleiche Bürofassaden hatte, sondern schmale, geschlossene Stirnseiten und vor den Büros eine filigran-gläserne Vorhangfassade, die stellvertretend für die Architektur ihrer Zeit steht. Das macht das Haus aus unserer Sicht schutzwürdig. Außerdem verankert das Sockelbauwerk das Haus wahrnehmbar im Straßenraum. 

Im Inneren wurden im Laufe der Nutzung so viele Änderungen an der Substanz vorgenommen, dass wir uns bei dem Schutz auf die Kubatur, die Fassaden und das Sockelbauwerk beschränken. Dabei arbeiten wir mit fünf Kriterien, die wir jeder Bewertung zugrunde legen. Wir untersuchen die geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, technischen und wissenschaftlichen Aspekte eines Hauses oder auch nur Teile davon. Das erfüllte der Global Tower sowohl baukünstlerisch von der Komposition der Volumina her, städtebaulich mit dem Sockel und geschichtlich auch, da er aus einer vergangenen stadtbaugeschichtlichen Etappe stammt. 

Herr Meyer, wie hat das Projekt für Sie begonnen?

Holger Meyer (HM): Wir untersuchten noch im Auftrag der Commerzbank, wie die Bank das Gebäude nach dem anstehenden Auszug der EZB nutzen kann. Im Verlauf der Untersuchungen erfolgte die Unterschutzstellung. Deshalb und aufgrund der Ergebnisse unserer Untersuchungen entschied sich die Commerzbank letztendlich, das Haus zu verkaufen. Die Denkmalausweisung folgte nur wenig später. 

Wir hatten ein Gespräch beim Denkmalamt im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Bauantrags. Und es war relativ schnell klar, dass wir die Fassade nicht erhalten konnten. Sie war undicht und zudem asbesthaltig. Die Bauaufsicht verwies darauf, dass wir die Abstimmung hierzu mit dem verantwortlichen Ansprechpartner im Denkmalamt, Dr. Stefan Timpe, zu führen haben. Darüber kam der Prozess der Unterschutzstellung dieses Hauses als typischer Vertreter der endenden 1960er und beginnenden 70er in Gang.

War Ihnen von Anfang an klar, dass das Erscheinungsbild der Fassade erhalten werden muss? Oder ist das erst mit der Unterdenkmalschutzstellung festgeschrieben worden? 

HM: Wir sind an das Projekt herangegangen, wie wir an jedes Projekt einer Sanierung herangehen. Es gab zu dem Zeitpunkt noch keinen Denkmalschutz und wir haben uns zunächst einmal kritisch genähert. Die Aufgabenstellung war noch viel allgemeiner gefasst und behandelte die Fragen, die bei einer Revitalisierung immer anstehen, unabhängig davon, ob unter Denkmalschutz oder nicht: Ist die Gesamtstruktur für eine grundlegende Revitalisierung geeignet? Dafür muss das Haus auf den Rohbau zurückgebaut werden. Der gesamte Ausbau aus den 1990er Jahren, die gesamten technischen Anlagen und die Fassade mussten erneuert werden, um den aktuellen technischen Anforderungen gerecht zu werden. Das Konzept des Hauses beruht auf einem sehr konsequenten klaren Entwurf, wie Herr Wionski schon erklärte. Das ist ja einer der Gründe, warum es unter Denkmalschutz gestellt wurde. Und dieser Schritt verändert natürlich auch den Prozess bei uns Architekten. Da sich aus der Diskussion eine ebenso konsequente Haltung ergab, war für uns die Aufgabenstellung ganz klar: Wir mussten uns mit der Fassade im Detail auseinandersetzen.

HW: Ich finde diese Lösung, so wie sie jetzt umgesetzt wird, sowohl im architektonischen als auch im denkmalpflegerischen Sinne absolut gelungen. Wir haben auf der einen Seite die Referenz zu dem Vorangegangenen, andererseits sind neue technische Aspekte dazugekommen, die die Funktionalität des Hauses bewahren. Das ist nicht offensichtlich, aber es ist erkennbar. Es ist eine technische Lösung, die die Idee des Entwurfs weiterentwickelt und in unsere Zeit transponiert. Man kann verstehen, was passiert ist – und das finde ich sehr gut.

HM: Für uns stellte sich die wesentliche Frage: Wie kann ich diese Filigranität der alten Vorhangfassade in eine technisch zeitgemäße Lösung überführen? Die alte Fassade war noch so, wie diese Miesʼschen Details damals gemacht worden sind. Das war wirklich eine handwerklich präzise Stahlbauarbeit, die die klaren Linien des Hauses prägt. Uns war relativ schnell klar: Das kriegt man mit einer normalen einschaligen Fassade heute nicht mehr hin. Deswegen haben wir uns für eine Doppelfassade entschieden: Die innere Fassadenschicht übernimmt als Klimahülle das, was technisch, funktional und aus energetischen Gründen heute Standard ist. Die filigrane außenliegende zweite Haut bildet die Flächigkeit und die Rahmenlosigkeit der Originalfassade nach. Das gab uns auch technischen und gestalterischen Spielraum: Die Doppelfassade ermöglichte eine effizientere Schalldämmung, eine verdeckte Fensterlüftung und sie bot die Möglichkeit, einen außenliegenden Sonnenschutz zu installieren.

Diese Haltung erinnert ein bisschen an den englischen Ansatz von Denkmalschutz, wie man ihn vom National Filter in London kennt: Wir schauen erst mal, was erhaltenswert ist. Was ist für ein Gebäude prägend? Der Charakter, das Konzeptionelle? Das steht ja dem anderen, dem konservatorischen Ansatz diametral entgegen, der da heißt: Alles, was original ist, muss erhalten werden. Wie gehen Sie an so ein Projekt wie dieses hier ran? Ist die Architektur des International Style Ihre Lieblingsepoche?

HW: Meine architektonischen oder künstlerischen Vorlieben stehen bei meiner Arbeit im Hintergrund. Die Vorgehensweise ist streng genommen immer dieselbe: Womit hat man es zu tun? Was ist der Gegenstand, mit dem man sich beschäftigt? Und die wichtigste Bewertungsfrage steht immer am Anfang der Auseinandersetzung: Wie ist der Erhaltungszustand zu beurteilen? Beim Global Tower war relativ schnell klar: Innen wurde er im Laufe seiner Nutzung mehrfach umgebaut und den Nutzungen angepasst. Hier konnte kein originaler Zustand erhalten oder wiederhergestellt werden. Also ging es um die äußere Form, um die städtebauliche Situation und um die Fassade. Daraus war schnell die Aufgabenstellung formuliert: das Gefüge der Fassadenelemente so nachzubilden, wie wir sie in Materialität und Qualität vorgefunden hatten. Da das Original nicht zu erhalten war, wurde es umso wichtiger, diese zeitlose Eleganz der Fassade zu erhalten.

HM: Und trotz der engen Vorgaben, in denen wir uns bewegten, haben wir die Qualitäten herausgearbeitet: Das Haus hatte Terrassen auf dem Dach und auf dem Sockelgeschoss im fünften Obergeschoss. Dort wurde durch eine durchlaufende Verglasung eine optische Fuge zwischen Sockelbau und Hochhausschaft erzeugt, von wo man auch auf die Terrasse gelangen konnte. Die Fuge sowie die Dachterrasse wurden im Laufe der Nutzung durch technische Auf- und Einbauten geschlossen und das eigentlich öffentliche Geschoss wurde zur Technikfläche. Jetzt wird das Geschoss wieder geöffnet und es entsteht mit einer Terrasse wieder eine erlebbare Nutzung. So werden die Qualität und das ursprüngliche Konzept wieder erlebbar. Das Projekt ist daher auch der gemeinsame Erfolg von Denkmalschutz, Architekten und Eigentümer. Denn am Ende wollen wir ja alle dasselbe: dass das Haus wieder erfolgreich am Markt positioniert wird, dass Flächen vermietet sind und die Nutzer das Haus sowie dessen Konzept verstehen. Der Denkmalschutz möchte diese Häuser erhalten und wir als Architekten wollen am Ende für und mit unseren Bauherren ein erfolgreiches Produkt schaffen. 

Der Ansatz, ein geeignetes Haus in seiner Idee und Konsequenz zu bewahren, ist, wie man sieht, ein erfolgreiches Produkt: Wir sind in der Lage, solche Häuser in einen zweiten, sehr nachhaltigen Nutzungszyklus von 50 weiteren Jahren zu überführen. Wir bauen nicht total zurück, der Rohbau bleibt stehen. Wir bauen schneller, wir bewahren gebaute Ressourcen und wir können mindestens dieselben Flächen realisieren. Wir haben auch mit dem Sohn des Architekten Richard Heil über die Denkmalschutzwürdigkeit des Hauses gesprochen – und damit auch über die Urheberrechte seines Vaters. Der Sohn ist ebenfalls Architekt und findet es gut, dass das Werk seines Vaters ebenso bewahrt wie weitergeführt wird. 

Ich bin der Meinung, dass eine denkmalkonforme Sanierung eben auch ein Architektenauftrag ist. Wir sollten uns nicht allein mit unserem eigenen Werk identifizieren. Das sind ja auch Verpflichtungen, die wir haben. Als Architekt habe ich kein Identifikationsproblem mit meinem Anteil an der Gestaltung. Ganz im Gegenteil – denn es macht unsere Arbeit sehr wertvoll: Wir haben mit einer gestalterisch und technisch sauberen Lösung das Haus in den nächsten Lebenszyklus überführt.

Uns ist im Modell aufgefallen, dass der Sockel jetzt an der Ecke einen neuen Hauptzugang und eine mehrgeschossige Eingangshalle erhält. War das von Anfang an da? Haben Sie diese Lösung gemeinsam mit dem Denkmalschutz gefunden?

HM: Das resultiert aus den neuen städtebaulichen Anforderungen des Bebauungsplans. Er fordert öffentliche Zonen im Erdgeschoss. Wir wollen der Stadt dieses Haus als erlebbaren Stadtraum zurückgeben. Dafür braucht es Präsenz und Öffentlichkeit. Auch da haben wir uns mit ganz unterschiedlichen Fragestellungen herangearbeitet: Öffnen wir die Ecke ganz? Sind es noch mehr Geschosse? Wann verliert der Sockel seine Kraft als Sockel? Welche Bedeutung hat diese Ecke? 

Wir müssen dabei immer den Straßenraum der gesamte Neuen Mainzer Straße betrachten. Der Global Tower steht ja an der einzigen Kreuzung in Frankfurt, die ein wirkliches New-York-Feeling hat: Jede der vier Ecken ist mit einem Hochhaus besetzt.

Gegenüber ist der Taunusturm entstanden und dann kommt jetzt das „Frankfurt Four“. Es entsteht ein neuer öffentlicher Platz an der Großen Gallusstraße. Von der Stadtentwicklung her ist das hier eines der Areale, das in den nächsten fünf bis zehn Jahren die merklichste Veränderung in der Innenstadt erfahren wird. Das setzt einen Prozess in Gang und wird langsam von der Stadt als erlebbarer Raum wieder angenommen. 

Hier schließt sich der Kreis, um den Grundstein für einen erfolgreichen zweiten Lebenszyklus eines Gebäudes zu legen. Zum einen die Substanz zu achten und sensibel zurückzuführen, zum anderen dem Haus, aber auch dem Ort ein ganz neues zweites Leben zu geben. Gerade in dieser Frage war die Zusammenarbeit mit Herrn Wionski immer pragmatisch. In unseren Diskussionen haben wir Lösungen step by step im Diskurs erarbeitet. Wir respektieren uns, wir verstehen seinen Standpunkt und ich glaube, er achtet auch unseren. Und weil wir beide wissen, dass wir beide am Ende für ein überzeugendes Ergebnis arbeiten, kommen wir zu richtig guten Lösungen.

"Der Global Tower steht ja an der einzigen Kreuzung in Frankfurt, die ein wirkliches New-York-Feeling hat: Jede der vier Ecken ist mit einem Hochhaus besetzt."

Holger Meyer

Spielt dabei in Ihren Diskursen auch der Wunsch der Eigentümer eine Rolle? Welche Rolle hat aus Ihrer Sicht der Architekt und wie sehen Sie Ihre Rolle in diesem Dialog? 

HW: Wir sehen uns in dem Verfahren als Mediator, der zwischen den Interessen des Denkmalschutzes und denen des Eigentümers vermitteln muss. Das sind zwei Seiten derselben Medaille: auf der einen Seite unsere Behörde mit dem öffentlichen Auftrag, Kulturgut zu identifizieren, durch geeignete Maßnahmen zu schützen und zu erhalten. Auf der anderen Seite der Eigentümer und der Architekt. Für den Bauherrn ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Denkmalschutz zunächst aufwendig, kostet Zeit, Geld und manchmal auch Nerven. Oft kommt dann die Frage: Wie können wir das am besten umgehen? Unsere Erfahrung zeigt, dass mit der Entstehung eines Dialogs zwischen Eigentümer, Architekt und uns sowohl die Erkenntnisse als auch die Begeisterung für die Sache wachsen. Und natürlich gibt es auch Eigentümer, die mit Herzblut dabei sind, sich mit dem Objekt und den Herausforderungen identifizieren. Dann ist es umso einfacher, sich im Prozess zu verständigen und einen Dialog zu starten. Bauen ist sehr komplex und es gibt viele Aufgabenstellungen, die Eigentümer und Architekt gemeinsam lösen. In unserem Prozess ist die Kommunikation mit dem Architekten aber einfacher. Da der Architekt fachlich versierter ist, kommt man schneller auf den Punkt. Wie Herr Meyer richtig sagte, wollen wir ja am Ende beide dasselbe. Und wenn es so gut läuft wie hier, dann wird daraus ein Markenzeichen. Und das wirkt sich dann auch wieder wirtschaftlich aus. Eine Win-win-win-Situation sozusagen.  

HM: Wenn wir jetzt auf die Seite des Bauherrn schauen, dann hat er beim Global Tower genau die herausragende Qualität des Hauses erkannt: gute Lage, ein Haus mit einer sehr überlegten Grundstruktur und einer besonderen Geschichte. Als die GEG das Haus kaufte, war Denkmalschutz bei diesem Objekt noch kein Thema und die Bewertung erfolgte noch ganz unabhängig davon. Das hatte eine gewisse Konsequenz – so wie das Haus eben auch. Obwohl es ein moderner Klassiker ist, dessen Stil gerade eine Renaissance erlebt, war das Haus vorübergehend von den Radarschirmen verschwunden, war verloren gegangen. Das kehrt sich jetzt wieder um, weil es seine Geschichte weitererzählt. So holen wir es in die Gegenwart und in die öffentliche Wahrnehmung zurück.

HW: Mal ganz unabhängig von der Frage des Denkmalschutzes ist das eine Frage der Identität des Gebäudes im Kontext der Stadt. 

„Mein Ziel ist es, die Akzeptanz für Denkmalpflege in der Öffentlichkeit und vor allem auf Seiten der Eigentümer aufrechtzuerhalten und mit den notwendigen Anforderungen in der Ausführung in Einklang zu bringen.“

HEINZ WIONSKI

 

Herr Wionski, hat sich eigentlich in den letzten zehn Jahren, in denen Sie für Frankfurt zuständig waren, Ihre Wahrnehmung von Frankfurt geändert? Haben Sie festgestellt, dass die Frankfurter und auch die Frankfurter Architekten mehr Gefühl entwickelt haben für die Wertschätzung dieser Stadt? Oder sehen Sie da noch Entwicklungspotenzial? 

HW: Ich bin in Frankfurt aufgewachsen, ich habe während des Studiums eigentlich immer auch an Frankfurter Themen gearbeitet. Eine schöne Frage, an die ich oft denken muss, ist die von Dieter Bartetzko: „Wie viele Veränderungen in einer Stadt kann eigentlich ein Menschenleben vertragen?“ Manche meinen, da könnte es ein bisschen langsamer oder zumindest maßvoller zugehen. Und im Einzelfall mit mehr Durchdringung und mehr Erhalt. Das ist erstens meine persönliche Haltung, aber das ist natürlich dann auch meine Aufgabe als Denkmalpfleger. Das Gewicht vielleicht mehr zu Gunsten des Bestands zu legen ist immer noch ein erstrebenswertes Ziel. Der Stadtumbau in Frankfurt hat ja generell ein hohes Tempo.

HM: Frankfurt ist extrem dynamisch und anders als andere deutsche Städte. Das kennt man sonst nur aus asiatischen Metropolen – dort ist es Teil unseres Lebens geworden. Aber das bringt Bewegung in eine Stadt. Zum Beispiel das Museumsufer: In einer Dekade und unter einem Kulturdezernenten so etwas zu initiieren und zu realisieren – da war Frankfurt schnell. Der Westhafen ist schnell entstanden, das Ostend hat sich unglaublich verändert. Aber es gibt ja die Erkenntnis, dass es Spuren gibt, bei denen es für alle Beteiligten eine Qualität sein kann und Verpflichtung sein sollte, sie zu bewahren.

HW: Der Global Tower ist in meinen Augen ein Projekt, das exemplarisch die Randbedingungen in einem solchen Projekt skizziert. In diesem Fall machte es keinen Sinn, dem Ideal, also der absoluten, authentischen Erhaltung, nachzuhängen. Sie ließ sich im konkreten Fall einfach nicht verwirklichen. Wenn wir das bei jedem Projekt versuchen würden, wären wir mit unserer Arbeit schnell entbehrlich. 

Im Gesamtprozess ergeben sich immer viele Wege zu einer Lösung, die alle befriedigt. Wir haben schon viele Projekte in unterschiedlichen Qualitätsstufen umgesetzt: Je präziser wir im Vorfeld zusammenarbeiten, desto besser wird das Endergebnis. 

Beim Global Tower wird der Denkmalwert erhalten. Durch die Fassade, die in der Gestaltung dem vorgefundenen Original entspricht, technisch aber den heutigen Anforderungen. Wenn dadurch die Qualität eines Gebäudes in allen Aspekten wiederentdeckt wird, sei es als Architektur, im Städtebau oder aber unter stadtsoziologischen Aspekten, ist es auch eine denkmalpflegerische Tat wider das Vergessen – und manchmal eben auch mehr.

Herzlichen Dank für diese Einblicke.