DIGITALE ROMANTIK.

Fotos: Evelyn Dragan (Portraits), Klaus Helbig (Foyer)

holger meyer architektur präsentierte vom 12. bis 15. März 2020 das digital inszenierte audiovisuelle Kunstwerk „Zwischen Welten G 55“ der Darmstädter Künstlerinnen Brigitte Satori Constantinescu (rechts) und Edith Quis (links). Lesen Sie ein Portrait über die beiden Künstelerinnen.

Die Video-Klang-Raum-Installation schuf eine romantische Licht- und Klangwelt im Foyer des Bürohauses an der Eschersheimer Landstraße 50–54 und brachte die Schönheit und den Facettenreichtum der Natur in die Stadt. Die Installation entführte den Betrachter interaktiv in phantastische Landschaften und kreierte einen spannungsvollen Dialog zwischen Architektur, Natur und Kunst. 

Eine eigens zum Video komponierte Klangwelt machte die Installation zu einem audiovisuellen Gesamterlebnis. Stock Werk traf die beiden Künstlerinnen zusammen mit dem Projektleiter für die Kunstinstallation von holger meyer architektur, Florian Trüstedt, zu einem Gespräch über Inspiration, Zusammenarbeit und den passenden Rahmen für ihre Kunst.

Das neu gestaltete Foyer bildet den idealen Rahmen für die Video-Klang-Raum-Installation der beiden Künstlerinnen. Die Struktur der Akustiklamellen moduliert den Übergang vom Straßenraum zu dem hinter der Lobby gelegenen Garten. Der Rhythmus der Lamellen verdichtet sich zur Straße. Zum Garten werden die Zwischenräume immer mehr durchgrünt. Eine Idee, die die Architekten ganz speziell für und aus diesem Raum entwickelten und mit der Video-Klang-Kunst kombinierten.

Da in der digitalen Welt das Echte fehlt und die Menschen zunehmend Respekt vor der Digitalisierung haben, sehnen sich die modernen Städter nach etwas Haltgebendem und Vertrautem. Durch das digitale Bearbeiten von Motiven der Natur und die Untermalung digital reproduzierter natürlicher Klangsequenzen fraktalisieren die Künstlerinnen die Natur und leiten den Betrachter zurück zu einem Ort des Einklangs und der Symmetrie. 


DIE KREATIVE BASIS DER KÜNSTLERINNEN LIEGT IN IHRER ANALOGEN SICHTWEISE.


Die beiden Darmstädter Künstlerinnen arbeiten seit fünf Jahren zusammen. Kennengelernt haben sich die beiden bei einer Kunstmesse, bei der auch Arbeiten von Brigitte Satori Constantinescu ausgestellt wurden. „Es kommt nicht oft vor, dass man jemanden trifft, mit dem es von Anfang an passt“, erinnert sich Quis an die erste Begegnung mit Satori Constantinescu. Kurze Zeit später folgte dann schon das erste gemeinsame Projekt. „Ich hatte schon lange den Wunsch, Klänge für Kunst-Videos zu komponieren, und Brigitte suchte Klänge für ihre Videos – so passte das alles ganz vorzüglich.“

Brigitte Satori Constantinescu betont: „Eigentlich arbeiten wir beide autonom – ein Austausch zu einem gemeinsamen Projekt findet nur zu Beginn statt. Hier eint uns eine verwandte Sichtweise auf das, was wir uns vornehmen.“ Die Inspiration aus den unterschiedlichen Bereichen spiele ebenso eine große Rolle wie die Wahrnehmung auf beiden Seiten. Es komme auf das Einfühlungsvermögen an, bestätigt Quis. Vieles bleibe im emotionalen oder intuitiven Bereich. Gerade in der Zusammenarbeit mit Florian Trüstedt sei das klar geworden, so Satori Constantinescu. „Bild, Klang, Ton, Musik – das ist die eine Sache. Dann aber kommt die Präsentation dazu. Das erfordert nochmal ein entsprechendes Einfühlungsvermögen, aber auch das Wissen, wie Räume wirken.“


KUNST UND ARCHITEKTUR BILDEN EINE EINHEIT.

Es sei erstaunlich, wie Kunst und Architektur sich gegenseitig inspirieren, betont Florian Trüstedt, der als Projektleiter bei holger meyer architektur auch das Kunstprojekt verantwortet. 

„Ich habe das Foyer hier in der Eschersheimer Landstraße gesehen und sofort an eine Arbeit von Brigitte Satori Constantinescu gedacht. Im gleichen Moment wusste ich: Das Werk muss in diesem Raum gezeigt werden.“ Dabei wurde weder der Raum an das Kunstwerk noch die Kunst an den Raum angepasst – nur eine leichte Moderation war nötig, damit Raum, bewegtes Bild und Klang zueinanderfinden. 

Je nach Möglichkeiten der Präsentation entfalten sich die Kunstwerke der beiden Künstlerinnen unterschiedlich. Bei „Zwischen Welten G 55“ wirken Bild, Raum und Klang als ein Gesamterlebnis.


DER BETRACHTER WIRD ZUR PROJEKTIONSFLÄCHE.

Kunst, die sich Raum sucht und nicht auf Museen, Galerien oder Sammlungen beschränkt ist, birgt einen Gewinn an Ausdrucksmöglichkeiten für den Künstler, aber auch für den Architekten. Außerdem beziehen diese Werke den Betrachter in ihren Kunstprozess mit ein. Die Distanz zwischen Objekt und Subjekt wird aufgehoben, so dass wir ein vielschichtiges Werk erleben können. „Der Betrachter ist unsere Projektionsfläche für Bild, Klang und Raum“, da sind sich Satori-Constantinescu, Quis und Trüstedt einig.


ÜBER DIE KÜNSTLERINNEN.

Brigitte Satori Constantinescu arbeitet mit Fotomontage, Video, Installation. Ihr inhaltlicher Schwerpunkt ist Natur und Mensch. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. 

Edith Quis, freischaffende Musikerin und Komponistin, Musikstudium in Darmstadt, Würzburg und Köln. Schwerpunkt Neue Musik. Meisterkurse im In- und Ausland. 

Seit 2014 gestalten Edith Quis und Brigitte Satori Constantinescu in Zusammenarbeit audiovisuelle Kunstwerke mit erfolgreichen Uraufführungen.

Florian Trüstedt arbeitet als Architekt bei holger meyer architektur. Der Kunstliebhaber besuchte eine der frühen Installationen der Künstlerinnen in Darmstadt, wobei er beide kennenlernte. Es folgten erste Zusammenarbeiten zur Nacht der Kirchen in Wiesbaden 2017 sowie zum Herbstsalon in Darmstadt 2019.